4/II/2023 Vereinsamung verhindern – Maßnahmen überprüfen

Status:
Mit Änderungen angenommen

Die SPD-Bundestagsfraktion wird aufgefordert,

  1. im Bundestag die Einsetzung einer Enquête-Kommission zum Problem „Vereinsamung in der modernen Gesellschaft“ zu beantragen. Die Kommission soll zur Sensibilisierung für das Thema beitragen und bis spätestens zur Mitte der nächsten Legislaturperiode die komplexen Gründe für Vereinsamung bei den verschiedenen Altersgruppen analysieren sowie Handlungsempfehlungen erarbeiten, wie der Vereinsamung entgegengewirkt und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden kann.
  2. sich dafür einzusetzen, dass die Bundesregierung dem Bundestag in jeder Legislaturperiode einen Bericht zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und den zu seiner Förderung ergriffenen Maßnahmen – einschließlich der Aktivitäten zur Überwindung von Vereinsamung –vorlegt.
Begründung:

Unsere moderne Gesellschaft bietet unzählige Möglichkeiten, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, jeder Einzelne verfügt über Freiheiten, deren Umfang in der bisherigen Menschheitsgeschichte beispiellos ist. Obwohl wir heute mehr Möglichkeiten haben, mit anderen Menschen – auch virtuell – in Kontakt zu treten, führen diese Beziehungen oft nicht zu einer erfüllenden, nicht nur oberflächlichen sozialen Verbindung.

Vereinsamung hat vielfältige Ursachen: zum Beispiel der Verlust sozialer Bindungen, das Fehlen von Unterstützungssystemen oder auch die Schwierigkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Das Problem hat keineswegs nur individuelle Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Betroffenen, sondern zunehmend auch gesellschaftliche Konsequenzen.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Vereinsamung negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit haben kann. Einsamkeit kann zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Angstzuständen und einem geschwächten Immunsystem führen. Menschen, die sich einsam fühlen, haben oft auch ein höheres Risiko für einen vorzeitigen Tod.

Der demografische Wandel spielt ebenso eine Rolle bei der Vereinsamung in der heutigen Gesellschaft. Die steigende Lebenserwartung und die sinkende Geburtenrate führen dazu, dass immer mehr ältere Menschen allein leben. Einsamkeit im Alter kann zu einer Verschlechterung der körperlichen und geistigen Gesundheit führen.

Auch sozioökonomische Faktoren haben Einfluss auf die Vereinsamung: Menschen, die in sozial benachteiligten Gebieten leben oder finanzielle Schwierigkeiten haben, sind oft stärker von Vereinsamung betroffen. Sie haben möglicherweise weniger Zugang zu sozialen Aktivitäten und Unterstützungssystemen, was zu einem Gefühl der Isolation führen kann.

Es betrifft keineswegs nur den älteren Teil unserer Gesellschaft. Auch viele junge Menschen fühlen sich heute einsam, flüchten sich in virtuelle Welten, was das Problem jedoch nur verstärkt; oft bleibt nur noch Verzweiflung, Resignation bis hin zur Depression.

In dieser Situation geht es vordringlich darum, das Bewusstsein für das Thema Vereinsamung zu schärfen und die Stigmatisierung von Einsamkeit zu reduzieren. Wir als Gesellschaft müssen dieses Problem ernst nehmen. Vereinsamung vieler Menschen spaltet letztlich die Gesellschaft und lässt sie auseinanderdriften.

Empfehlung der Antragskommission:
Annahme (Konsens)
Beschluss: Vereinsamung verhindern – Maßnahmen überprüfen
Text des Beschlusses:

Die SPD-Bundestagsfraktion wird aufgefordert,

  1. im Bundestag die Einsetzung einer Enquête-Kommission zum Problem „Vereinsamung in der modernen Gesellschaft“ zu beantragen. Die Kommission soll zur Sensibilisierung für das Thema beitragen und bis spätestens zur Mitte der nächsten Legislaturperiode die komplexen Gründe für Vereinsamung bei den verschiedenen Altersgruppen analysieren sowie Handlungsempfehlungen erarbeiten, wie der Vereinsamung entgegengewirkt und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden kann.
  2. sich dafür einzusetzen, dass die Bundesregierung dem Bundestag in jeder Legislaturperiode einen Bericht zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und den zu seiner Förderung ergriffenen Maßnahmen – einschließlich der Aktivitäten zur Überwindung von Vereinsamung –vorlegt.
Beschluss-PDF: