Die SPD Tempelhof-Schöneberg wird eine Anti-Sexismus-Kommission einführen.
Die Anti-Sexismus-Kommission soll aus vier Mitgliedern, darunter mindestens zwei FINTA*-Personen (Frauen, Inter- und non-binäre Personen sowie trans* Personen und Agender-Personen) bestehen. Sie wird von der Kreisdelegiertenversammlung (halbjährlich zu den Kreisvorstandswahlen versetzt) für zwei Jahre gewählt, erstmals im Herbst 2022. Die Anti-Sexismus-Kommission arbeitet zum einen kontinuierlich an der Erarbeitung von Maßnahmen zur Bekämpfung jeglichen Sexismus und Mehrfachdiskriminierung in der SPD Tempelhof-Schöneberg. Ihre Mitglieder stehen den Genoss*innen als Ansprechpersonen für die Arbeit vor Ort zur Verfügung. Über ihre öffentliche Arbeit berichtet sie halbjährlich dem Kreisvorstand. Wenn es zu sexistischen Vorfällen in der Partei kommt, steht die Anti-Sexismus-Kommission Betroffenen als Anlaufstelle zur Verfügung. Dies gilt besonders für mehrfach-diskriminierende Vorfälle. Sie unterstützt die Betroffenen mit dem Ziel, die unerwünschten Verhaltensweisen sofort zu unterbinden. Wenn es die Umstände zulassen und die Betroffenen dies wünschen, bemüht sich die Anti-Sexismus-Kommission um ein vermittelndes Gespräch, um Verhaltensänderungen herbeizuführen und Missverständnisse auszuräumen. Zudem informiert die Anti-Sexismus-Kommission Betroffene über mögliche weitere Schritte.
Die Mitglieder der Kommission dürfen nicht dem Kreisvorstand angehören. Nach Möglichkeit soll die Kommission ausgewogen aus aktuell aktiven und ehemals (und nun weniger) aktiven Mitgliedern besetzt werden. Es ist wünschenswert, dass die Mitglieder die Strukturen des Kreisverbandes kennen, auch über ihre Abteilung hinaus. Es ist wünschenswert, dass die Mitglieder möglichst unabhängig sind (aufgrund von Ämterdopplungen ist dies aber keine notwendige Bedingung). Die Mitglieder der Kommission sollen bereits zu ihrer Wahl Genderkompetenz haben und neben Sexismus weitere Formen der Diskriminierung kennen. Sie sollen eine Vermittlungskompetenz haben, im Idealfall Kenntnisse in der Mediation. Sie sollen alle ernst nehmen, die sich an sie wenden. Nach Möglichkeit soll vor der Wahl eine Vorstellungsrunde der Kandidat*innen angeboten werden. Die Mitglieder sollen nach ihrer Wahl eine Schulung zum professionellen Umgang mit Sexismus und anderen Formen der Diskriminierung erhalten.
Bis zur Wahl der Anti-Sexismus-Kommission verpflichtet sich die SPD Tempelhof-Schöneberg unter Leitung des Kreisvorstands mit allen interessierten Genoss*innen, insbesondere von Mehrfachdiskriminierung betroffenen Genoss*innen, eine innerparteiliche Verständigung zum Umgang mit Sexismus und sexueller Belästigung sowie dessen Prävention zu erarbeiten.
Die SPD als feministische Partei steht für einen Gesellschaftsentwurf, der jedem Menschen, unabhängig von geschlechtlicher und sexueller Identität, Herkunft, Religion und jeglichen äußeren Merkmalen eine freie und gleiche Partizipation an der Gesellschaft ermöglicht. Jegliche Diskriminierung steht dem entgegen und wird deshalb von uns entschieden bekämpft und niemals akzeptiert. Dies beginnt in den eigenen Strukturen: Bei uns hat jegliche Diskriminierung keinen Platz!
Jegliches sexistische und herabwürdigende Verhalten, auch unter Betrachtung von Mehrfachdiskriminierung, hat bei uns nichts zu suchen und wird weder akzeptiert noch geduldet. Wir akzeptieren keinerlei Sexismus, weder gesamtgesellschaftlich noch im politischen Tagesgeschäft. Die Bekämpfung sexistischer Muster beginnt für uns in den eigenen Reihen und ist Aufgabe aller Genoss*innen. Dies fängt an bei der Reflexion des eigenen Umgangs mit anderen an und beinhaltet nicht zuletzt auch, dass das Auftreten sexistischen Verhaltens als solches identifiziert und angesprochen wird. Zudem muss von uns allen ein Gesprächsklima aufrechterhalten werden, dass sexistische Bemerkungen nicht als Gruppenverhalten legitimiert, sondern nicht duldet und Betroffene schützt.
Was ist Sexismus?
Sexismus ist die Diskriminierung oder Unterdrückung von Menschen allein aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit. Der Begriff ist eine aus dem Englischen kommende Parallelbildung zu Rassismus. In der Psychologie wird Sexismus über stereotype Merkmalszuschreibungen definiert. Auf dieser interpersonellen Ebene werden diskriminierende Rollenzuschreibungen beider Geschlechter berücksichtigt. Der strukturelle Aspekt des Sexismus wird hingegen in der Soziologie betont. Hier wird auf die Mechanismen eines diskriminierenden Gesellschaftssystems, des Patriarchats, eingegangen und zugleich werden die Verschränkungen von Sexismus mit anderen Unterdrückungsformen, z.B. aufgrund von Klassenzugehörigkeit, Ethnifizierung, körperliche Verfassung oder Alter, untersucht. Im feministischen Diskurs wird es bereits als Sexismus betrachtet, wenn man von anderen erwartet oder verlangt, dass sie Geschlechternormen verkörpern. Verwandt mit diesem Ansatz sind die Diskussionen um die Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Menschen, die nicht ins gängige Geschlechterkonzept passen.
Sexistisches Verhalten beinhaltet jede Verhaltensweise gegenüber Personen und Personengruppen mit sexuellem Bezug, die seitens der Betroffenen unerwünscht ist, die Personen aufgrund ihres Geschlechts herabwürdigt und/oder eine Nichtakzeptanz als gleichwertige Diskussionspartner*innen zur Konsequenz hat. Dazu gehören vor allem:
- anzügliche und sexuell herabsetzende Bemerkungen gegenüber der betroffenen Person
- sexistische Sprüche und Witze
- Fixierung sexuell relevanter Körperteile, Hinterherpfeifen
- unerwünschte Telefonanrufe / Briefe / E-Mails / SMS / Chatnachrichten / Privatnachrichten in sozialen Medien mit zumindest latent sexuellen Bezug
- Vorzeigen, Aufhängen oder Auflegen von sexistischer Pornographie
- unerwünschte Körperkontakte und wiederholt aufdringliches Verhalten
- zweideutige Einladungen
- Annäherungsversuche, die mit Versprechen von Vorteilen oder Androhen von Nachteilen einhergehen und das Ausnutzen von Vertrauenspositionen in diesem Zusammenhang
- Erpressen oder Erzwingen sexueller Beziehungen
- Körperliche Übergriffe, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung
Die Anti-Sexismus-Kommission leistet einen wichtigen Beitrag, diese Diskriminierung, die auch vor unseren Reihen keinen Halt macht, zu verhindern und beenden.