8/I/2024 Kulturangebote unter 18 und über 65 Jahren kostenfrei anbieten

Status:
Abgelehnt

Die sozialdemokratischen Mitglieder des Abgeordnetenhauses und des Senats von Berlin werden aufgefordert sich dafür einzusetzen, dass kulturelle Angebote städtischer Einrichtungen und Träger, wie Museen, Theater und Musik für Menschen unter 18 und über 65 Jahren kostenfrei genutzt werden können. Dies soll auch nicht nur an bestimmten Tagen, sondern immer, ermöglicht werden.

Begründung:

Ältere und jüngere Menschen sind von den erheblichen Preissteigerungen des allgemeinen Lebensunterhaltes besonders betroffen, weil ihr Gesamteinkommen deutlich niedriger als im Bevölkerungsdurchschnitt ausfällt. Dadurch bedeuten Eintrittspreise für kulturelle Angebote einen höheren Aufwand im Verhältnis zum Einkommen. In der Regel lebt der größte Teil der älteren Menschen als Empfängerinnen und Empfänger von Renten oder Ruhegehältern in finanziell beengten Verhältnissen. Die jüngeren Menschen hingegen leben zum überwiegenden Teil in Abhängigkeit von Unterhaltsverpflichteten. Beide Altersgruppen teilen das gleiche Schicksal, dass wenig Mittel für Kultur übrig bleiben, wenn der Lebensunterhalt gedeckt ist.

Gleichzeitig nimmt aus eben diesen Gründen auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ab, weil diese immer mit Ausgaben und finanziellen Belastungen, Einschränkungen verbunden. Die Folge hiervon sind Rückzug, Vereinsamung und psychische Irritationen bis hin zu depressiven Störungen oder körperlichen Erkrankungen.

Kulturangebote gehören zur sozialen und gesellschaftlichen Grundversorgung. Sie garantieren und gewähren Teilhabe, Solidarität und Menschlichkeit in hohem Maße. Der ältere und der jüngere Mensch empfindet sich als abgeschoben, wenn er auf die Angebote in Senioren- oder Jugendeinrichtungen, Familienzentren und gemeinnützigen Vereinen reduziert wird. Die Arbeit in diesen Einrichtungen ist unverzichtbar, reicht jedoch nicht aus. Dies wird und kann als ausgrenzend erlebt werden, wenn sie als einzige Möglichkeit den Menschen zur Verfügung stehen.

Wir halten es daher für dringend geboten, dass gerade für ältere und jüngere Menschen entsprechend kostenfreie Angebote zur Verfügung stehen oder gestellt werden. In städtischen Museen gibt es hier einen freien Tag im Monat. In städtischen Theatern gilt die „normale“ Preistabelle für den Eintritt. Konzertkarten sind für reguläre Musikveranstaltungen ohne eigene Einkünfte oder mit einer kleinen Rente nicht bezahlbar. Das ist nicht vereinbar mit unserer Überzeugung von barrierefreiem Zugang zur Kultur. Es sind nicht nur die Treppenstufen, die oft Probleme bereiten – es sind die finanziellen Hürden, die für viele unüberwindbar sind.

Ist es gerecht, auf eine Einkommensprüfung zu verzichten? Wenn wir solidarisch einen diskriminierungsfreien Zugang zur Kultur wollen, dann sollte das Alter als Nachweis ausreichen, wie es in vielen anderen Ländern üblich ist.